Kaum jemand weiß, dass der etymologische Ursprung von ‚Schule‘ das altgriechischer Wort ‚Scholé‘ ist und übersetzt ‚Muße‘ bedeutet! Nachdem wir das herausgefunden hatten, fanden wir, dass SCOLÉ ein sehr passender Name für unseren Bildungsort ist. Hier ist warum:
Die SCOLÉ – Freie nachhaltige Schule Wiesental ist ein Ort der Muße: dort haben jungen Menschen Zeit zum Lauschen auf ihre innere Stimme, Zeit zum beliebig langen Eintauchen in spannende Tätigkeiten, Zeit um sich inspirieren zu lassen, Zeit zum Wahrnehmen, Erleben und Forschen, Zeit zum Sein – und Zeit zum Erleben und Üben der neuen Kultur des Miteinanders.
Die neue Kultur des Miteinanders ist eine Kultur der Bewusstheit und des Herzens. Sie fördert emotionale Intelligenz. Kognitive Intelligenz ist mehr oder wenig statisch, emotionale Intelligenz hingegen lässt sich ein ganzes Leben lang weiterentwickeln und ist wesentlich für ein glückliches und erfolgreiches Leben.
Achtsamkeit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen gegenüber, Eigenverantwortung für diese und eine transparente, gewaltfreie Kommunikation um für sie einzustehen, sind ein Übungsweg dahin. Dafür braucht es Zeit, es braucht Muße, also: SCOLÉ.
Gefühle sind nicht so schnell wie Gedanken. Gefühle brauchen Zeit: Momente für Achtsamkeit und In-sich-hineinspüren. Gefühle wollen gefühlt werden, Bedürfnisse daraus erspürt werden. Das dauert ein paar Atemzüge. Wenn die Geräusche im Außen verstummen, wird die Stimme im Innern lauter. Daher hat SCOLÉ auch einen Aspekt der Stille und des Lauschens auf die eigene, oft sehr leise innere Stimme.
Gedanken hingegen jagen uns in einem ganz anderen Tempo durch den Kopf – häufig unbeachtet – und rauben uns geradezu den Atem – wer kennt nicht dieses „Flach-atmer-Hamsterradgefühl“?
Und wer kennt eigentlich all seine Gedanken? Wie viele davon sind uns bewusst? Welche Gedanken wollen wir wirklich denken? Gedanken sind wie Lokomotiven: sie ziehen Gefühle hinter sich her. Was wir denken, bestimmt unsere Gefühle. Unsere Gefühle bestimmen wie wir handeln, sprechen und wieder denken.
Aber wir können diese Lok steuern. Wir können uns darin üben unsere Gedanken bewusst werden zu lassen und zu entscheiden, welche wir weiter verfolgen wollen und welche wir dankend loslassen – „selbstbestimmtes Denken“ – um das zu üben brauchen wir Zeit, Verlangsamung und SCOLÉ.
„Tätigkeit die aus der Muße lebt: ein Glück das Tun und Sein zur Einheit webt.“ (Dr. Carl P. Fröhling) Aus der Muße heraus können wir achtsam werden und lernen, bewusst wahrzunehmen was wir denken und fühlen, was wir brauchen und wer wir sind. Ohne Hektik und Fremdbestimmung, können jungen Menschen an der SCOLÉ aus sich heraus und in Verbindung mit sich erspüren, was sie interessiert, was sie tun und wissen möchten, was sie brauchen und wollen – und wenn sie das wissen, können sie dies transparent und gewaltfrei Kommunizieren üben, respekt- und liebevoll mit sich selbst und der Mitwelt verbunden.
Leben wir so, tief verwurzelt in uns selbst und in der Welt, wissen wir wer wir sind, dann können wir, wenn die Zeit reif ist, aus diesem inneren Frieden heraus unsere Seelenpläne mutig, kraftvoll und kreativ in die Welt tragen und die Welt mit vielen Blüten und Früchten beschenken. Das ist nachhaltige Bildung, das ist Friedensbildung.
Mit herzlichen Grüßen,
Anka Krätzig
* Zur besseren Lesbarkeit haben wir uns für die Schreibweise SCOLÉ entschieden. Gesprochen [skoleh].
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