Der Neubau für das Sozialamt und einige andere Abteilungen des Landratsamtes wird hinter der Arbeitsagentur gemeinsam mit dem Wohnungsbau der Städtischen Wohnbau Lörrach entstehen. Er macht gerade Schlagzeilen, da er um etwa 1 Millionen € teurer werden soll als geplant.
Andere „Schlagzeilen“ werden aber nicht diskutiert – leider. Denn vor 7 Jahren unternahm ein großer Teil des damaligen Lörracher Gemeinderates – einige heutige Lörracher Gemeinde- und Kreisräte waren dabei, nebst Architekten und Verwaltungsmitarbeitern – einen mehrtägigen „Bildungsausflug“ ins österreichische Vorarlberg, um sich über Holzbau und seine Vorzüge zu informieren. Dort wurde schon damals eine ausgeprägte Holzbaukultur gepflegt und Turnhallen, Rat-, Gemeinde- und natürlich Wohnhäuser in Holzbauweise errichtet – die Begeisterung der Teilnehmer war groß und es wurde erwartet, dass nun Lörrach die badische Hauptstadt des Holzbaus werden und zumindest die nächsten öffentlichen Gebäude in Holzbauweise errichtet werden würden. Im gleichen Jahr hat übrigens der Medienkonzern Tamedia in Zürich einen ebenfalls 7-geschossigen Bürobau in Holzbauweise fertiggestellt, denn Holzbau ist schnell, ökonomisch und vor allem vollständig recycelbar.
Nun wird das wohl auf lange Zeit größte Verwaltungsgebäude Lörrachs errichtet – aber leider in herkömmlicher Betonskelettbauweise mit vorgehängter Fassade, von innovativem Holzbau keine Spur – in der Bauausschreibung ist der ökologische Fußabdruck kein Thema, noch nicht einmal eine Fassadenbegrünung ist geplant um in den immer heißer werdenden Sommermonaten etwas Kühlung zu schaffen, verlegt werden im Gebäude knapp 10.000 m2 Plastikteppich.
Da muss man sich schon mal fragen, wo die Konsequenzen aus den Sonntagsreden bleiben – dort will man ökologisch, nachhaltig und regional sein – wenn dann in der Praxis die Chancen vertan werden zu zeigen, dass Lörrach innovativ und nachhaltig sein kann, zu zeigen, was die heimischen Handwerksbetriebe können, und das heimische Holz nachhaltig zu nutzen.
Und man muss sich fragen, warum aufwändige Bildungsausflüge durchgeführt werden, wenn sie keinerlei Konsequenzen in der Praxis haben, wenn die Inhalte dann, wenn sie gebraucht werden, noch nicht einmal diskutiert werden.
Und natürlich kann man sich auch fragen, ob diese Diskrepanz zwischen öffentlich geäußertem Wollen und Tun vielleicht auch mit ein Grund ist, warum der Landkreis Lörrach im Innovationsranking auf Platz 200 gefallen ist – denn Innovation bedeutet ja auch, Dinge anders, besser, nachhaltiger und ökologischer zu machen als vor 20 oder 120 Jahren.
Dietmar Ferger, Kreisrat
Fotos: Entwurf 2. Standort LRA: K9 Architekten, Impressionen vom der Bildungsreise Österreich: Dietmar Ferger