Lörrachs Oberbürgermeister Lutz und Bürgermeister Dr. Wilke erläutern am Montag, den 3. Juli 2017, ab 19.30 Uhr in der Alten Halle Haagen die Pläne der Stadt für die Anschlussunterbringung von 200 Flüchtlingen. Die Stadt möchte diese 200 Menschen in einer Containersiedlung in der Haagener Hornbergstraße am Ortsausgang Richtung Hauingen zusammenführen. Es handelt sich um eine Übergangslösung, die drei Jahre Bestand haben soll.
Der Freundeskreis Asyl Lörrach ist sich bewusst, dass wegen des Wohnraummangels an einer provisorischen Lösung zunächst kein Weg vorbeiführt. Wir lehnen das Projekt an der Hornbergstraße in der jetzt geplanten Form jedoch wegen der Größe der Einrichtung und wegen der Langfristigkeit des Provisoriums ab.
Größe der Einrichtung
Wenn nun erneut 200 geflüchtete Menschen unterschiedlicher Herkunft in einer reinen Flüchtlingseinrichtung unterkommen, besteht die Gefahr einer Ghettoisierung. Kontakte zwischen Flüchtlingen und Einheimischen werden auf diese Weise erschwert. Die Geflüchteten bewegen sich in der Unterkunft vornehmlich in ihrer ethnischen Gruppe, sind nicht so sehr darauf angewiesen, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. So wird es für sie schwerer, Teil der Stadtgesellschaft zu werden. Auch für die alteingesessenen Lörracher ist die Hemmschwelle höher, auf die Neubürger zuzugehen, als wenn diese unter ihnen wohnen würden. Die Entstehung einer Parallelgesellschaft auf der einen Seite sowie Desinteresse und Ablehnung auf der anderen drohen.
Lörrach hat in der Gretherstraße, in Hauingen, in Brombach und im Innocel-Quartier Erfahrung mit großen Gemeinschaftsunterkünften gemacht. Diese haben als Notaufnahmeeinrichtungen ihren Zweck erfüllt, waren aber sicher nicht konfliktfrei. In der Anschlussunterbringung sollten wir nun einen Schritt weitergehen und die Integration der Menschen vorantreiben. Eine Unterbringung in kleineren Wohneinheiten würde diese Integration erleichtern.
Langfristigkeit des Provisoriums
Manche Flüchtlinge waren mehrere Jahre auf der Flucht. In Lörrach haben sie zwar Obhut und Sicherheit gefunden, einige von ihnen leben aber schon seit zweieinhalb Jahren in großen Container-Gemeinschaftsunterkünften. Geht es nach den Plänen der Stadt, droht ihnen nun für weitere drei Jahre die Unterbringung in einer Containersiedlung. Container – das bedeutet Hellhörigkeit, Enge, Schlaflosigkeit, wenig Privatsphäre. So hangeln sich die Menschen von Provisorium zu Provisorium. Dabei bräuchten sie eine solide Basis, um all ihre Energie in eine sinnvolle Lebensgestaltung in Deutschland investieren zu können.
Vorschläge des Freundeskreises Asyl Lörrach
Der Freundeskreis Asyl Lörrach bittet die Stadt eindringlich, die aktuelle Planung zu überdenken. Die weitere provisorische Unterbringung sollte unbedingt so kurz wie möglich gehalten werden. Drei Jahre sind deutlich zu viel! Die 200 geflüchteten Menschen sollten in der Übergangszeit nicht in einer großen provisorischen Unterkunft zusammengefasst, sondern möglichst auf drei kleinere Unterkünfte verteilt werden. Die Stadt hat ja neben dem Gelände in der Hornbergstraße noch weitere Standorte in die engere Wahl gezogen. Gleichzeitig müssten wir mit Hochdruck auf eine langfristige Lösung hinarbeiten – sprich: den Bau festen, bezahlbaren Wohnraums in überschaubaren Einheiten möglichst für die gemischte Nutzung durch Deutsche und Migranten. Ein Beispiel für ein gelungenes überschaubares Projekt mit bezahlbaren Wohnungen ist nach unserer Meinung etwa das Kommunale Wohnhaus in Binzen.
Die Stadt Lörrach hat in verschiedenen Politikbereichen gezeigt, dass sie ein offenes Ohr für gute Argumente aus der Bevölkerung hat. Vor diesem Hintergrund hofft der Freundeskreis Asyl Lörrach, mit seinen Vorschlägen eine Überarbeitung der aktuellen Planung anzustoßen – zugunsten einer besseren Lösung bei der Anschlussunterbringung von Flüchtlingen in unserer Stadt.