Die Adventszeit lädt ein, uns besonders darauf auszurichten, was aus der Zukunft an Neuem zu uns kommen will. Dem entgegen ist unser Tun im Alltag eher davon geprägt, unsere geplanten Vorhaben umzusetzen und Aufgaben zu erledigen.
In der Gegenwart, im jetzigen Moment, treffen zwei Zeitqualitäten aufeinander. Beide sind für die Gestaltung einer zukunftsfähigen (sustain-able) bzw. lebenserhaltenden Welt von gleichwertiger Bedeutung:
Die eine Zukunft ist ein WERDEN (Futurum). Aus der Vergangenheit kommt etwas Bevorstehendes durch die Gegenwart in die Zukunft (Future), das wir vorhersagen können und das erschaffen werden möchte – aus einem Samenkorn entwickelt sich eine Frucht. Diese Zukunft ist wie ein leerer Raum, in den wir aus unseren Erfahrungen unsere Vorstellungen und Pläne projizieren und fortentwickeln wollen.*
Die andere Zukunft ist ein KOMMEN (Adventus). Aus ihr kommt etwas zu uns in die Gegenwart. Wir empfangen das, was auf uns zukommt und sind voller Erwartungen, was da geboren werden will. Beispiele sind der Fall der Berliner Mauer 1989 oder Greta Thunberg 2018.
Gerade krisen- und wandlungsintensive Zeiten erfordern es geradezu, dass wir loslassen und uns einlassen auf das, was da kommen kann. Und schauen, was kann ich dazu beitragen und mit wem kann ich mich zusammentun? Dann entsteht mehr als de Summe der Teile. Nicht die Größe sondern die Tiefe der Liebe ist wesentlich.
In diesem Sinne zitiere ich aus dem Lied »Anthem« von Leonard Cohen (1992) :
Ring the bell that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That’s how the light gets in
∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞
*Mehr über die beiden Zukunftsqualitäten kann beim Schweizer Philosophen Stefan Brotbeck in seinem Buch “Zukunft” nachgelesen werden.
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- ©Cora-2019_Blechloch: ©Cora Schäfer